Annlee. Ein Mädchen, Vom Schicksal verdammt zwischen Anime-Welt und Kunstmarkt.
/ Annlee: A Girl Condemned between the Worlds of Anime and Contemporary Art

2021

Auftragsarbeit für das Tegel Media Showcase im Rahmen des Festivals "The Sun Machine Is Going Down" zum 70. Jubiläum der Berliner Festspiele.
Lecture-Performance, Erstaufführung am 9. Oktober 2021 im ICC Berlin.

commissioned by Tegel Media on the occasion of "The Sun Machine Is Going Down", an event to celebrate the 70th anniversary of Berliner Festspiele.
lecture-performance, first shown october 9. 2021 at ICC Berlin.

Annlee. Ein Mädchen, Vom Schicksal verdammt zwischen Anime-Welt und Kunstmarkt.
Annlee. Ein Mädchen, Vom Schicksal verdammt zwischen Anime-Welt und Kunstmarkt.

Foto 1: Leif Randt, Foto 2: Jakob Nolte

abstract:
"Kann ein Bild, ein Zeichen, sich selbst besitzen? Oder besetzt Annlee nicht eher mich, dadurch, dass sie mich immer wieder und wieder heimsucht, und dadurch, dass ich diesen Spuk zulasse, gar einlade?"

Die Lecture-Performance kreist um die Protagonistin des einflussreichen Medienkunstprojekts No Ghost Just A Shell, das von Philippe Parreno und Pierre Huyghe ins Leben gerufen und 2003 als erste komplette Ausstellung vom Van Abbemuseum angekauft wurde. Die beiden erwerben 1999 eine Mangafigur namens Ann Lee von einer japanischen Agentur. Sie laden daraufhin 18 andere Künstler*innen ein, mit der Figur zu arbeiten und sie zu einem lebendigen Zeichen werden zu lassen. Laut Huyghe und Parreno hat ihre Protagonistin keine Charaktereigenschaften, keine Backstory, und dadurch keinen Wert im Markt der Fiktion, und so soll sie in der Kunstwelt ein neues Leben beginnen. In ironischer Persiflage einer Motivations-Speaker*in auftretend erzähle ich die Ausstellungsgeschichte nach/ neu und beleuchte den Mythos Ann Lee aus anderen Blickwinkeln. Neben John Berger und der Frage nach der Lösung der Gleichung zwischen Bildern und Frauen wird auch Anime-Forscher Saitō Tamaki herangezogen, um einen Einblick in die psychologischen Motivationen von Anime-Fans im speziellen und Huyghe und Parreno im Besonderen zu ermöglichen. Die Performance thematisiert Spannungen zwischen Copyright, früher Open-Source-Kultur, dem Kunstmarkt und globalen Vermarktungsstrategien. Ann Lee verschwand mit dem Ende des Projekts offiziell aus der Welt der Zeichen, doch ihre geisterhafte Präsenz bleibt spürbar...